Die "Kynologischen Tage der FCI" in Brüssel

Als Höhepunkt und zugleich als Abschluss der Feierlichkeiten zum einhundertjährigen Bestehen der FCI fanden vom 11. bis 14. November 2011 die "Kynologischen Tage der FCI" in Brüssel statt. Den Delegierten aus 35 Ländern wurde ein vielseitiges Programm geboten: ein kynologisches Symposium, ein hochklassiger "Champion of Champions"-Wettbewerb, ein Galaabend und als Ausklang ein Ausflug in die von der Unesco als Weltkulturerbe geschützte Stadt Brügge sowie ein Tag der offen Tür in der FCI-Geschäftsstelle.

Ungefähr 150 Personen nahmen am Symposium zum Thema "Mensch und Hund, Quo vadis, Erkenntnisse und Perspektiven" teil und waren von den hoch interessanten und aktuellen Referaten begeistert.

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Hans W. Müller
Präsident der FCI
Interview mit Ermanno Maniero

Ich nehme an, dass es eine grosse Überraschung für Sie war, die Einladung für eine solche besondere Veranstaltung zu bekommen. Hatten Sie das erwartet?

Um ehrlich zu sein, musste ich sie mehrmals lesen, weil ich nicht verstand, warum gerade ich für eine so besondere Einladung ausgewählt worden war; vor allem wenn man ihren bedeutsamen und historischen Stellenwert bedenkt.
Niemals hatte ich an eine Einladung mit so hoher Verantwortung gedacht, da ich weder über ein Treffen informiert war, noch die Personen kannte, die für die Ernennung der drei Richter zuständig waren.

Die Regeln für eine solche Ausstellung sind etwas anders. Es ist wahrscheinlich schwierig, einen der beiden in den ersten Runden vor Ihnen stehenden Hunde mit dem Wissen wegzuschicken, dass beide viel schöner waren als manche von denen, die später kamen.
Gab es einen Hund, der in den ersten Runden von Ihren Kollegen ausgeschlossen wurde, den Sie aber gerne weiter im Wettbewerb gehabt hätten?

Auch wenn es sich bei dieser Prüfungsart um eine synthetische Methode durch ein Ausscheidungsverfahren und ohne Punktevergabe handelt, besteht der grosse Unterschied darin, dass die Prüfung der Hunde durch die drei Richter eine reine Sichtprüfung ist, und nur die 4 Kandidaten in der Endrunde werden eingehender geprüft.

Natürlich führen die drei Richter die Prüfung getrennt und nach ihren Gesichtspunkten der jeweiligen Rasse durch. Darüber hinaus gibt es ebenfalls Faktoren, die in dem Augenblick zählen, wie Dynamik, Blickwinkel des jeweiligen Richters usw. Offensichtlich ist das Exemplar, das jeder einzelne Richter notiert, nicht immer gleich behandelt.

Allerdings ist dabei zu berücksichtigen, dass alle Teilnehmer bereits Champions waren, und um zu einer Prüfung mit diesem Niveau zugelassen zu werden, waren sie zuvor bereits auf anderen Ausstellungen ausgezeichnet und von zahlreichen hervorragenden Richtern beurteilt worden. Daher sind viele sehr gute Hunde bereits früher ausgeschieden.

Haben Sie die Bewertungen während des Tages verfolgt?

Wir, die drei Richter für das Finale, blieben bis Mittag im Hotel und begaben uns von dort zum Ausstellungsort. Deshalb haben wir vor der Prüfung keinen einzigen Hund zu Gesicht bekommen, was mir absolut korrekt erscheint - bis auf einige Hunde, die wir auf dem letzten Stück zur Halle sahen, aber diese hatten sich nicht qualifiziert, denn sie gingen zum Ausgang.

War die Gesamtqualität der Hunde wirklich so hoch, da alle Champions waren?

Ich möchte betonen, dass die Hunde, für die wir zuständig waren, von sehr hoher Qualität waren. In manchen Fällen konnten einige Unterschiede beobachtet werden, aber andere unterschieden sich nur minimal.

Waren Sie mit der Organisation zufrieden, war der Ehrenring O.K. und haben Sie Anregungen oder Bemerkungen?

Die Organisation war hervorragend, und die Zeiten, die für uns laut Programm vorgesehen waren, wurden eingehalten. Die Präsentation und die Bewegung der Hunde im Hauptring waren ausgezeichnet, und sehr schön war die Hintergrundmusik, mit der die Endteilnehmer in dieser Veranstaltung hervorgehoben wurden.

Ich hätte die folgende persönliche Anregung: Obwohl die Platzierung der drei Richter gut gewählt war, haben die beiden Wandschirme, die die drei Richter voneinander trennten, teilweise die Sicht des Publikums, das hinter den Richtern sass, behindert. Ausserdem haben die Kameraleute und Fotografen bei ihren Bemühungen die besten Bilder zu machen, bis zu einem gewissen Punkt den Raum der Richter in Beschlag genommen.

Ich denke, dass man dieses Dilemma in der Zukunft beheben könnte, indem man die beiden Wandschirme weglässt und die drei Tische der Richter in einer ganz bestimmten und schlichten Art so anordnet, dass sie ihre Notizen gegenseitig nicht lesen können. Die Richter würden manuell oder über Fernbedienung je nach Farbe einen der beiden Knöpfe betätigen, und das Ergebnis würde im Rücken der Richter aufleuchten. Ausserdem sollten die Richter von den Fotografen usw. durch Kordeln oder einem anderen Trennungssystem vollständig isoliert sein.

Am Schluss wurden 4 Hunde platziert. Können Sie uns einen kurzen Eindruck vermitteln? (Entweder jeder Hund einzeln oder alle insgesamt)

Die vier Hunde, die in die Endrunde kamen, waren alles ausgezeichnete Exemplare, die die besten Eigenschaften ihrer eigenen Rasse verkörperten und würdig waren, zu den Finalisten zu gehören. Wir hatten einen irischen Wolfshund der Gruppe X, einen Welsh Corgi Permbroke der Gruppe I, einen Shar Pei der Gruppe V und einen Scottish Terrier der Gruppe III. Ich beglückwünsche alle 4 Hunde.

Die Endgewinnerin, ein Irish Wolfhound, hat ein paar extra Worte verdient. Was halten Sie von ihr?

Der Hauptgewinner, der irische Wolfshund, eine sehr alte Rasse, hat die Auszeichnung zu Recht verdient, wenn wir bedenken, dass es nicht einfach ist, die gesehenen und recht schwierigen Vorzüge zu erzielen, die die beeindruckenden und strukturierten Eigenschaften des Idealtyps dieser Rasse darstellen.
Kurz, ein Riese der Hunderassen und ein Riese für das 100-jährige Bestehen der FCI.

Welchen allgemeinen Eindruck hatten Sie von den kynologischen Tagen?

Es waren unvergessliche Tage: Vom ersten Tag an war die Programmgestaltung präzise, die Leistungen ausgezeichnet und der Zeitplan exakt; am zweiten Tag hielt ich einen Vortrag im Rahmen eines Konferenzprogramms in einem Saal des sehr angenehmen und eleganten Hotels Le Plaza, und ich meinerseits hatte das Glück, Vorträge von sehr hohem Niveau von anderen Referenten zu hören, so dass sich ein wahrer Wissensaustausch entwickelte.

Am folgenden Tag besichtigten wir Brügge, die historische Stadt und pittoreske Hauptstadt der Provinz Westflandern, die wegen der zahlreichen Grachten, die die Innenstadt durchziehen, auch unter dem Namen Venedig des Nordens bekannt ist. Es war ein unvergesslicher Tag, der mit einer Wanderung endete, die für alle eine Kraftprobe darstellte.

Am Tag darauf besuchten wir in Thuin die Räume der FCI, das Stammhaus des Verbands, das viele Funktionäre und Besucher nicht kannten. Es war ein historischer Besuch, da die FCI in Belgien gegründet wurde.

Während unseres Besuchs führte Exekutivdirektor Yves De Clercq uns durch die Räumlichkeiten, er erläuterte uns ausführlich und anschaulich die verschiedenen Tätigkeiten, die dort durchgeführt werden, und sprach über die geplanten Erweiterungsbauten.

In der Bildergalerie der Expräsidenten der FCI hängt an letzter Stelle das Bild unseres Präsidenten Hans Müller, der fast ein Drittel der inzwischen hundert Jahre an der Spitze des Verbands steht. Ihm steht bei weitem der höchste Verdienst für das Engagement, die Umgestaltung und Entwicklung der Organisation der Hundefreunde weltweit zu. Unter seiner Führung hat sich die Anzahl der Mitgliedsorganisationen fast verdreifacht. So möchte ich an dieser Stelle allen Personen herzlich danken, die zu dem grossen Erfolg dieses Grossevents beigetragen haben, insbesondere die Société Royale Saint-Hubert, die 1882 gegründet wurde. Belgien gehört zu den 5 Gründerländern der FCI, und daher verwundert es nicht, dass diesem Land völlig zu Recht die Gastgeberrolle für die Hundertjahrfeier übertragen wurde.

Sollte ein solches Event häufiger stattfinden?

Ich denke, dass diese Art von Events nicht nur öfter stattfinden, sondern jedes Jahr ausgerichtet werden sollte, um das Gründungsjahr der FCI zu feiern. Nach einem Rotationssystem würde jeweils ein anderes Land in einem anderen Kontinent die Gastgeberrolle übernehmen.

Ermanno Maniero