Hundesymposium zum hundertjährigen FCI-Jubiläum: Für Hunde weltweit und in jedem
Fall
Das erste Event der kynologischen Tage der FCI bestand im Hundesymposium, das am
11. November stattfand. Der Titel lautete:
Hund und Mensch: Quo vadis? Wissen und Perspektiven
Diese herausfordernde Frage wurde von neun Rednern in Angriff genommen, die sie
entweder aus historischer Perspektive angingen, oder neue Aspekte in unserem Alltagsleben
mit Hunden hervorhoben.
Als erstes trat Yves De Clercq, Exekutivdirektor der FCI, ans Mikrofon und gab eine
kurze Einführung in die weltweit grösste Hundeorganisation. Im Anschluss an ein
paar Zahlen und Statistiken über die FCI-Mitgliederschaft, CACIB-Ausstellungen,
Titel sowie die Eintragung von Welpen informierte er dann die Zuhörerschaft darüber,
was hinter der FCI-Mitgliedschaft liegt, sowohl vom Standpunkt der Züchter als auch
vom Standpunkt der nationalen Hundeverbände aus betrachtet.
© Karl Donvil
Yves De Clercq (BE), Directeur exécutif de
la FCI depuis 1999.
Prof. Ermanno Maniero löste Yves De Clercq mit einer reichhaltigen und rasanten
Lektüre über die Geschichte des Hundes ab. Er gab einen Überblick des aktuellen
Stands der Erkenntnisse über seine Herkunft und Entwicklung, die dank unter anderem
auf Paläontologie und Paläozoologie basierenden Studien gewonnen wurden.
© Karl Donvil
Ermanno Maniero (PE), Chargé de cours
à l'Université de Lima (Pérou).
Dann war Dr. Göran Bodegård an der Reihe, um sich mit der Gesundheit von Hunden
zu beschäftigen. Zunächst erinnerte er die Zuhörer daran, dass die Ziele der FCI
darin bestehen, "die Zucht und die Verwendung von Rassehunden zu unterstützen und
zu fördern, deren funktionell einwandfreier Gesundheitszustand und morphologisches
Erscheinungsbild den Anforderungen des Standards einer jeden Rasse entsprechen und
die gemäss den spezifischen Eigenschaften ihrer Rasse arbeiten und verschiedene
Funktionen erfüllen können… das Wohlergehen der Hunde weltweit zu fördern und zu
unterstützen.” Diesbezüglich befindet sich der Ausstellungsrichter in einer hervorragenden
Position, um einer ungesunden Zucht vorzugreifen, indem vermieden wird, Hunde des
extremen Typs auszuzeichnen. Er sorgt dafür, dass die Eigenschaften einer Rasse
im Rahmen der Rassestandards bleiben. Dr. Bodegård stellte das vom schwedischen
Kynologenverband (SKK) im Jahr 2006 eingeleitete Projekt vor, um dem zerstörerischen
Einfluss von extrem typisierten Hunden auf die Zucht entgegenzuwirken, die auf die
zunehmende Nachfrage nach glamourösen Extremen bei Hundeausstellungen zurückzuführen
ist. Ein ausführlicher Artikel über dieses Projekt erschien in der 2. Ausgabe des
FCI-Newsletters, siehe
http://newsletter2.dogdotcom.be/en/BSI_SKK.aspx.
© Karl Donvil
Göran Bodegård (SE), MD PhD, Président
du groupe BSI du Kennel Club suédois, Stockholm (Suède).
Weiter ging es mit einem sehr interessanten Vortrag von Prof. Erhard Olbrich mit
dem Titel Hunde fördern die Heilung. Erklärung der sozialen, psychologischen und
somatischen Auswirkungen der tiergestützten Therapie. Dank neurobiologischer Studien
lassen sich eine Reihe von positiven Auswirkungen erklären, die bereits seit geraumer
Zeit bei tiergestützter Therapie beobachtet wurden. Diese Auswirkungen basieren
auf der evolutionär entstandenen Zuneigung von Menschen zu anderen Lebewesen, die
Wilson (1984) als Biophilie bezeichnet. Prof. Olbrich stellte dem Publikum eine
Reihe von Abbildungen und Beobachtungen zu diesem erstaunlichen Band zwischen Mensch
und Hund vor.
© Karl Donvil
Erhard Olbrich (DE), Professeur émérite
de psychologie à l'Université d'Erlangen-Nürnberg. Président de la Société internationale
pour la Thérapie assistée par l'animal.
Der erste Teil unseres Symposiums wurde mit dem Vortrag von Frau Dr. Delphine Clero
über die Funktion von Arbeitshunden in der Gesellschaft abgeschlossen. Seit Jahrhunderten
werden Hunde vom Menschen dazu genutzt, um Dinge zu tun, die er nicht selbst erledigen
kann. Da er sich bewusst ist, dass gewisse Sinne, vor allem der Riechsinn, bei Hunden
wesentlich besser entwickelt sind als bei Menschen, bemüht sich der Mensch darum,
"seinem besten Freund" Dinge beizubringen, die für ihn im Alltagsleben nützlich
sein können. Fast jedem sind die Rettungshunde bekannt, die bei der Suche nach Erdbeben-
oder Lawinenopfern helfen, aber weiss auch jeder, dass Hunde dazu in der Lage sind,
ihre Besitzer zu warnen, bevor diese einen Hypoglykämieanfall erleiden, oder in
Urinproben Krebs zu entdecken?
© Karl Donvil
Delphine Clero (FR), Unité de Médecine
de l'Élevage et du Sport, École Nationale Vétérinaire d’Alfort (France).
Im Anschluss an eine willkommene Pause für das Mittagessen konnte das Publikum dem
Vortrag von Prof. Giaovanni Morsiani über Schönheit, Temperament und Gesundheit
als grundlegende Kriterien für eine korrekte Zuchtselektion beiwohnen. Die Kriterien,
die wir für die Bewertung von Hunden festsetzen, ist eine wichtige Frage für Richter
und Züchter, um die Rassen zu unterstützen. Sollten sich diese Kriterien aus der
Orientierung an den gegenwärtigen Schönheitsidealen ergeben, oder aus den Hunden,
die derzeit bei den Ausstellungen zu sehen sind, oder sollten sie auf der Grundlage
von allgemeineren Aspekten gebildet werden? Prof. Morsiani führte uns durch sein
persönliches Album von Lieblingskunstwerken, um die von Heim festgesetzten fundamentalen
Prinzipien zu verdeutlichen: Von der Leistung zum Typ. Schönheit, jedoch nur in
Verbindung mit Funktionalität, guter Gesundheit und einer kontrollierten Natur,
wobei die Grundlage stets im Standard besteht.
© FCI
Giovanni Morsiani (IT), Président
de l'Académie technique du Forum international pour le Saint Bernard et professeur
de cynognostique, Université de Bologne (Italie).
Im Anschluss an den recht poetischen Vortrag von Herrn Morsiani hatten wir Gelegenheit,
der Präsentation von Dr. Fischer über seine Untersuchung der Fortbewegung des Hundes
zuzuhören, wobei es sich um die umfangreichste Studie handelt, die je über dieses
Thema ausgeführt wurde. Es wurden 327 Hunde aus 32 verschiedenen Rassen untersucht,
wobei die Hauptfrage darin bestand, ob der Bewegungsablauf der verschiedenen Hunderassen
Unterschiede aufweist, und zwar insbesondere unter dem Einfluss eines vierzigfachen
Gewichtsunterschieds zwischen einem Chihuahua oder Dachshund und einem Mastiff,
oder ob sich Hunde unabhängig von der Rasse weitestgehend auf dieselbe Weise bewegen.
Entgegen den Erwartungen hat sich die Fortbewegung von Hunden im Laufe der langen
Geschichte ihrer Domestizierung nur wenig weiterentwickelt. Die Ergebnisse der Studie
werden in einem Buch namens „Dogs in motion“ (Hunde in Bewegung) vorgestellt, in
dem auch eine ausführliche Beschreibung des derzeitigen Wissenstands über die Bewegungsabläufe
von Hunden enthalten ist. Die wichtigsten Ergebnisse von 300 wissenschaftlichen
Studien in Wort und Bild wurden so aufbereitet, dass ausführliche Informationen
über Knochen, Muskeln, Gelenke, sowie die Gesamtbewegung und dynamische Aspekte
vermittelt werden. Mit einer innovativen Bildsprache und einer DVD mit über 300
Filmen (Hochgeschwindigkeitsvideos, Hochgeschwindigkeits-Röntgenfilme und insbesondere
3D-Animation) macht die Studie den Weg zu einem neuen Verständnis für die Bewegungsabläufe
unserer Hunde frei. Eine Kurzbeschreibung des Buches war in der 2. Ausgabe des FCI-Newsletters
zu finden:
2me édition de la Newsletter de la FCI .
Prof Dr. Martin S. Fischer (DE), Directeur
de l'Institut de zoologie systématique et de biologie de l'évolution avec musée
phylétique.
Gegen 15 Uhr trat Herr Meyer ans Mikrofon, um ein sehr anregendes Thema anzusprechen:
Ausstellungen in der Zukunft. Es ist das gute Recht von Hundeausstellern, gut organisierte
Ausstellungen mit angemessenen Serviceleistungen zu erwarten, die der Höhe der Teilnahmegebühren
gerecht werden, und dem damit verbundenen hohen Kosten- und Zeitaufwand angemessen
sind. Zufriedene Aussteller sind die Grundlage für erfolgreiche Ausstellungen -
und zwar nicht nur heute, sondern auch in der Zukunft. Die Ausstellungen der Zukunft
müssen jedoch zunehmend als Bühne für die Öffentlichkeitsarbeit betrachtet werden,
um unsere Arbeit ins Rampenlicht zu stellen. Wenn wir geeignete Massnahmen ergreifen
können und das richtige Angebot bieten, um zunehmend Besucher und Vertreter der
"breiten Öffentlichkeit" zu unseren Veranstaltungen zu locken, müssen wir die Auswirkungen
kritisch unter die Lupe nehmen, die unser "Showzirkus" und seine Verfahren auf externe
Gruppen haben. Herr Meyer gab verschiedene Anregungen wie die Konzentration auf
Servicekonzepte, die Attraktivität für die breite Öffentlichkeit, indem sie mit
einer breiten Angebotspalette angelockt wird, wobei Informationen über die Vorteile
von Rassehunden, die artgerechte Hundehaltung und über Möglichkeiten, mit Hunden
zu arbeiten, vermittelt werden. Ein weiterer Punkt, der zu untersuchen ist, ist
die Frage, ob sich neue Besucher anlocken lassen, wenn der Themenbereich von Ausstellungen
erweitert wird, beispielsweise auf andere Haustiere, Pferde, Freizeit- oder Outdooraktivitäten.
Er gelangt zur Schlussfolgerung, dass wir mit Erfolg künftige Ausstellungen nicht
nur für die Aussteller und Züchter attraktiv machen, sondern auch für Erstbesucher,
wenn wir uns alle zusammentun. Dies setzt jedoch voraus, dass wir negative Entwicklungen
unterbinden, insbesondere im Hinblick auf das Züchten von Extremeigenschaften bei
bestimmten Rassen.
© VDH
Bernhard Meyer (DE), Directeur exécutif
du VDH (Verband für das Deutsche Hundewesen).
Unser letzter Redner war William Bredal, dessen Vortrag mit dem Titel: "Hunde sind
aussergewöhnlich und müssen dementsprechend gefüttert werden: Die Bedeutung von
Wissenschaft & Ernährung" zahlreiche humoristische Anspielungen umfasste, und zwar
nicht nur in seiner Rede, sondern auch in den Abbildungen, mit denen sein Vortrag
illustriert war. In den letzten Jahren haben bahnbrechende wissenschaftliche Fortschritte
zu vielen klinisch dokumentierten Gesundheitsvorteilen von hochqualitativem Hundefutter
geführt. Diese Vorteile haben grundlegend zum Wohlergehen und zur Langlebigkeit
von Hunden beigetragen. Durch Information und klinische Dokumentation bieten die
Hersteller von hochwertiger Hundenahrung den interessierten Hundebesitzern interessante
Alternativen. Kontinuierliche Bemühungen in Forschung und Wissenschaft sowie der
Einsatz von hochqualitativen Zutaten werden weltweit zum Nutzen der Hunde dienen.
© Karl Donvil
William Bredal (NO), DVM, P&G Pet care.
Auf diese facettenreichen Vorträge, bei denen die vielfältigen Rollen im Mittelpunkt
standen, die Hunde in unserer Gesellschaft spielen, folgte eine von Fred Denayer,
dem ehemaligen Präsidenten des belgischen Kynologenverbands (SRSH), moderierte Sequenz
von Fragen und Antworten. Er leitete die Redner bereits seit Beginn des Symposiums
durch den engen Zeitplan. Er unterstützte die Redner laufend dabei, dass alles glatt
lief, und sorgte mit der Zusammenfassung von Kommentaren für noch interessantere
Informationen. Während der Frage- und Antwortsequenz konnten wir einer nicht auf
dem Programm stehenden Rede von Frank Comhaire, emeritierter Professor an der Universität
Gent, über genetische Vielfalt und Inzucht - Einschätzung des Niveaus der sicheren
Inzucht bei Rassehunden beiwohnen. Die Schlussfolgerungen der von ihm durchgeführten
Studie bestehen darin, dass Koeffizienten für die Inzucht geschätzt werden können,
die der sicheren bzw. im Grenzbereich liegenden effektiven Populationsgrösse entsprechen.
© Karl Donvil
Fred Denayer (BE).
Das Symposium wurde von José-Luis Ibáñez von Eukanuba, unserem Partner bei diesem
Symposium, eröffnet, der erklärte, dass es für ihn eine Ehre sei, anwesend zu sein
und das Symposium zu eröffnen. Unsere gemeinsamen Interessen an Hunden umfassen
Standards, den Typ, das Temperament und natürlich auch die Funktion - da Hunde ursprünglich
gezüchtet wurden, um den Menschen zu helfen - und unsere gemeinsamen Ziele sind
ihre Gesundheit und ihr Wohlergehen. Dann erinnerte Ibáñez das Publikum an die Unterzeichnung
des Partnerschaftsvertrags zwischen FCI und Eukanuba im Jahr 2006, und erklärte,
was für ein grossartiges Jubiläumsjahr 2011 für die FCI war. Er nannte die wichtigsten
Events: Die FCI-Jahrhundertsiegerausstellung in Dortmund, mit dem Start von Cobby,
dem FCI-Maskottchen; die FCI-Jubiläums-Welthundeausstellung in Paris, die grösste
je organisierte Welthundeausstellung, die FCI-Jubiläums-Europasiegerausstellung
in Leeuwarden, bei der die FCI und Eukanuba das Richterhandbuch vorstellten. Ibáñez
drückte Herrn Müller, dem FCI-Vorstand, Yves De Clercq und Marie Luna Durán seinen
Dank aus, und schloss dann die Eröffnung mit einem Zitat von Nietzsche ab: "Die
Welt wurde durch das Verstehen von Hunden erobert; die Welt besteht durch das Verstehen
von Hunden". Dann wünschte er allen viel Freude bei dem Symposium, bei dem das Verstehen
von Hunden im Mittelpunkt steht.
© Karl Donvil
José-Luis Ibañez (ES), EMEA influencer MS&P
Es war eine grosse Ehre für uns, Mitglieder von verschiedenen Tierschutzorganisationen
begrüssen zu dürfen, wie Marlene Wartenberg (FOUR PAWS) und Ulrike Tewes (FECAVA),
sowie Walter Lodewyckx und Leen Versmissen (Consortium Problématique de l’Elevage
des Chiens - Région Flamande).
Der Veranstaltungsort, der maurisch gehaltene Theatersaal des Brüssler Hotels Le
Plaza, war nicht nur spektakulär, sondern auch für eine derartige Veranstaltung,
die 140 Teilnehmer verzeichnete, perfekt geeignet: Von FCI-Mitgliedern entsandte
Teilnehmer, Vertreter der internationalen Hundepresse, öffentliches Publikum, Vertreter
von im Tierschutzbereich aktiven Institutionen,...
© Karl Donvil
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Die FCI hat ein Team mit der Videoaufnahme des Symposiums beauftragt. Auszüge werden
im Internetauftritt
www.fci.be
zu sehen sein und zum gegebenen Zeitpunkt über verschiedene Medien zur Verfügung
gestellt werden. Falls Sie eine Kopie der Aufzeichnungen erhalten möchten, setzen
Sie sich bitte mit
in Verbindung. .
Marie Luna Durán,
FCI Marketing & Public Relations Manager